Es ist Zeit, die Ernte einzuholen.
Eine Bestie erwacht. Und das wurde verdammt noch mal auch Zeit: Der Gothic Metal stagniert, die eine Hälfte des Genres verweichlicht, während uns die andere Hälfte zwanghaft vorgaukelt, es wäre immer noch 1995. Aber das Genre deswegen verloren geben? Von wegen! Das dachten sich auch Aeverium – und entstaubten kurzerhand den „Female-Fronted Metal“ und seine Ableger. Entledigten ihn seiner Insignien, seines Pathos und seiner angeblichen Regeln. Eine neue Macht erhebt sich – und wir sind dabei, wenn Aeverium die Früchte ihrer harten Arbeit ernten.
Auch in diesem Jahr wird viel passieren. Bands gründen sich, Bands treten ab, Alben erscheinen, Alben gehen vergessen. Mit Aeverium tritt eine moderne Metal-Band auf den Plan, die mehr will, und heiß darauf ist, der Welt ihr Können zu zeigen und sie im selben Atemzug im Sturm zu nehmen. Sechs Musiker, die 2013 nach langjähriger Suche zusammengefunden haben, um ihren gemeinsamen Traum der gemeinsamen Band zu verwirklichen. Sechs Individuen, die längst nicht mehr grün hinter den Ohren sind und wissen, was es benötigt, um in diesem Hexenkessel zu bestehen.
„Es ist das Ausleben der eigenen Kreativität, die Lust auf einen Entstehungsprozess und natürlich die Liebe zur Musik, die uns antreibt“, sagt Frontmann Marcel Römer. Das merkt man seiner Band zu jeder Zeit an: Hier werden keine Schnellschüsse geliefert, hier legt es niemand auf Ruhm um jeden Preis an. Aeverium lauern schon lange in den Schatten und treten jetzt als gestähltes, selbstbewusstes und zähnefletschendes Metal-Biest ans Tageslicht. „Wir wissen, wie das Musikbusiness funktioniert und das es sehr sehr schwer ist, dort herauszustechen“, so Marcel.
Wie man es dennoch schafft, bewiesen Sängerin Aeva samt ihren Herren schon voriges Jahr mit ihrer EP „The Harvest“. Ihre Herangehensweise an Modern Goth Metal unterscheidet sich grundlegend vom typischen „Die Schöne und das Biest“-Konzept und erweist sich als kraftstrotzende, mystische, ordentlich ballernde und exquisit produzierte Mischung aus gotischer Epik, wuchernder Aggressivität und einem modernen Schliff, der Evanescence-Fans ebenso in Verzückung setzen wird wie Anhänger von Korn oder HIM. Rock, Metal und düsterer Alternative, vereinigt unter einer einnehmenden Atmosphäre, die Schubladendenker eindrucksvoll in die Schranken weist. Der Sänger dazu: „Die Musik entsteht so, wie uns in dem Augenblick danach ist: Kein Verstellen, keine Kompromisse, 100 Prozent Mensch, 100 Prozent Musiker, 100 Prozent Aeverium.“
Das macht sich bezahlt: Schon wurden Szene-Magazine wie Orkus! auf die Truppe aufmerksam, im Newcomer-Contest des M'Era Luna-Festivals rockten sie sich souverän und mit gewaltigem Abstand ins Finale. Für die Band ist das aber nur der Anfang, ein erstes Aufbäumen. Das Ziel: Konzerte, Konzerte, Konzerte, der erste Longplayer ist in der Mache. „Wir wollen die Bühnen dieser Welt rocken und sie anschließend nass geschwitzt und mit lächelnden Gesichtern auf beiden Seiten wieder verlassen,“ nickt Marcel.
Ob größte Festivalbühne oder kleiner Club ist Aeverium völlig egal – Hauptsache live spielen, Hauptsache die Musik, die Energie und die Emotionen mit den Fans teilen. „Wir wollen eine Chance bekommen von den Leuten da draußen gehört zu werden. Wir sind definitiv eine Liveband, die sich auf der Bühne fühlt wie die Made im Speck“, grinst Marcel. Bei soviel optimistischem Ehrgeiz wird es nicht lange dauern, bis Aeverium aus den Festivalprogrammen und Tourneen nicht mehr wegzudenken sind. Doch Aeverium werden sich die Zeit nehmen, die dafür nötig ist. Das hat sie binnen eines Jahres weit gebracht. Und das wird sie noch viel weiter bringen.
Im Oktober 2014 fuhren Aeverium ihre nächste grosse Ernte ein: Einen Plattendeal mit dem renommierten Indie-Label „Out Of Line“ (u.a. Blutengel, Staubkind, Heimataerde, The Birthday Massacre usw.)